Der Esel kommt mit

Eine Reise von Ivo Weber mit einer Botschaft von Köln nach Cluj

Meine Reise verbindet die Partnerstädte Köln in Deutschland und Cluj-Napoca (Klausenburg) in Rumänien. Sie wird Mitte Anfang 2024 am De-Noel-Platz in Köln-Sülz beginnen und voraussichtlich elf Wochen später im Rathaus in Cluj enden. Die Recherchen (Route, Stationen und Ansprechpartner auf der Reise etc.) und Vorbereitungen (Transportmittel) haben schon seit längerem, die konkrete Planung seit Frühjahr diesen Jahres begonnen.

DIE BOTSCHAFT

Wie ein Herold reise ich von A nach B. Ein Herold ist der persönliche Überbringer einer Botschaft seiner Stadt an einen Kooperationspartner. Hier ist es eine Botschaft der Freundschaft, Verbindung und der gestaltenden Zusammenarbeit. Stellvertretend kreiert der Kunstbeirat der Stadt Köln diese Botschaft an die Freunde und Kollegen in Cluj. Der Inhalt der Botschaft betrifft die „Kunst im öffentlichen Raum“. Beteiligt sind die Mitglieder des achtköpfigen Kunstbeirates sowie weitere zentrale Personen des kulturellen Kölner Lebens: Anne Mager, Jochen Heufelder, Dr. Stefan Kraus, Barbara Förster, Nadine Müseler u.a. Jede einzelne Person wählt eine ihm wichtige Arbeit im Stadtraum aus. Die kleine digitale Botschaft besteht aus ein paar Fotos der Arbeit, einer kurzen Beschreibung der persönlichen Priorisierung und einer Audioaufnahme.

Der Herold macht der Welt bekannt, wer Absender und Adressat sind. Er verbindet auf seiner Mission beide mit Anderen, die so Teil der Botschaft werden. So verändert sein Weg alle, die beteiligt sind: Köln, Cluj und alle Städte auf der langen Route – und auch den Herold. So wird auch er Teil der Botschaft.

EINLADUNG

Herold (um 1510)
Beauftragter, Bote, Gesandter
Definition (wikipedia.org)

In Rumänien ist es das „Deutsche Kulturinstitut“ der Stadt Cluj in Verbindung mit dem Goethe-Institut in Bukarest. Dies wird der zentrale Anlaufpunkt sein. Von hier aus besteht auch bereits eine offizielle, sowie sehr persönliche Einladung.

DER HEROLD

An meinem Gefährt, an meinem Begleittier wird man erkennen, dass ich als Herold ein besonderer Reisender bin. So werde ich zahlreiche unterschiedliche Begegnungen haben, zufällige und geplante.

Der Herold muss planen und doch flexibel sein: Durch meine Recherche im Vorfeld werde ich auf meiner Route ausgewählte Haltestationen einlegen. Andere Streckenabschnitte und Routen werden sich ergeben. So werden die Vernetzungen, Erweiterungen und Begegnungen ein wichtiger Teil meiner Aufgabe als Herold sein.

Jede größere Stadt auf meiner Route lade ich ein, ebenso wie in Köln eine ausgesuchte „Kunst im öffentlichen Raum“-Arbeit vorzustellen, zu diskutieren, um diese visualisiert mir mit auf den Weg zu geben, zu meinem Reiseziel Cluj-Napoca.

Der Herold benötigt die Botschaft, die Botschaft erweitert sich durch den Herold: The message is the medium.

Am Ende steht die persönliche Übergabe der originalen Botschaft, erweitert durch meine eigenen Erfahrungen, an die Vertreter:innen der Kultur in Cluj-Napoca. Hier werden mehrere Ausstellungen stattfinden. Im öffentlichen Raum sowie in städtischen Ausstellungsräumen und der Akademie.

DER BEGLEITER

Jeder Herold braucht einen Begleiter und ein Gefährt. Der Esel meiner Kindheit hat mich mein Leben lang begleitet. Esel stehen für Geduld, Beständigkeit, Genügsamkeit und Eigensinn. Sie sind Vertraute und Transportmittel.

So symbolisch und real zugleich wie meine Mission, wird auch mein Begleiter sein. Der Krippenesel aus meinem Elternhaus als vergrößerte Skulptur aus Epoxydharz in den realen Maßen wird mit einem Elektromobil auf einem Anhänger verbunden werden. Auf diesem Gefährt werde ich sitzen und fahren – mal führe ich den Esel, mal ziehe ich ihn. Man ist sozusagen stets füreinander da, denn auch ein Herold ist ungerne allein.

Das Eselgefährt wird nicht schneller als 13 km/h sein. So werde ich gewiss knappe drei Monate bis zum Zielort brauchen. Die Reduktion der Geschwindigkeit auf ein humanes Maß und die Besonderheit unserer Erscheinung werden mir helfen, unterwegs mit vielen Menschen die Botschaft des Rates zu teilen.

DIE ROUTE

*Zur besseren Ansicht auf die Route klicken

Die erste Etappe der Fahrt mit meinem Eselgefährt geht entlang zweier Flußläufe: Rheinaufwärts von Köln bis Mannheim, und anschließend den Neckar aufwärts bis Esslingen. Von dort weiter über die Schwäbische Alb bis nach Ulm.

Von Neu-Ulm soll mich mein Weg ins Donautal wieder flussabwärts auf und an der Donau entlang durch Österreich bis nach Budapest führen. Mein Ziel ist es, gelegentlich auch bei Transportschiffen aufzusitzen, jedoch nicht länger als eine oder zwei Tagesrouten mit meinem Gefährt sind.

Die letzte Etappe von Budapest nach Klausenburg geht quer durch Ungarn bis nach Cluj im nördlichen Rumänien inmitten der Karpaten.

PRÄSENTATION

Die Reise, ihre Begegnungen und mein Eintreffen in dem rumänischen Zielort sollen laufend in den sozialen Medien gepostet und so verfolgt werden können, und zum anderen in Köln an einem zentralen Ort analog gezeigt werden. Der Ebertplatz bietet mit seinen unterschiedlichsten kulturellen Angeboten, diversesten Besuchern und vielfältigen Passanten eine angemessene Öffentlichkeit und Resonanzbasis. Die Reaktionen in den sozialen Medien werden sicherlich in gewissem Maße auch die Reise beeinflussen und somit ein Teil des Projekts sein.

Am Anfang meiner Reise sieht man auf einer Plakatwand den voraussichtlichen Reiseweg. Die schemenhafte Darstellung lässt mir den Raum, den ich benötige, um von unterwegs über relevante und spannende Stationen, Eindrücke und Statements an Kolleg*innen und Freund*innen zukommen zu lassen. Diese werden als Print auf die Plakatwand an der entsprechenden Stelle geklebt. Am Ende wird sich das Plakat so zu einer vielfältigen und spannenden Collage entwickeln; ein Reisebericht in analoger Echtzeit.

Zur Aufgabe des Herolds gehört es ebenso in der Heimatstadt von der Reise und der Partnerstadt zu berichten. Im Spätsommer oder Herbst 2024 soll auf dem Ebertplatz ein moderiertes Podiumsgespräch mit beteiligten Personen aus Cluj, Köln und unterwegs stattfinden. Eine Art Reisebericht werden der Esel als mein Begleiter und ich in einer Performance vorstellen.

Skizze Plakatwand Ebertplatz